Die GR4/GR400 führt durch einen der größten Vulkane Europas, vor 10-20 Millionen Jahren erhob sich der Kegel in 3000m Höhe, heute sind durch die letzte Eiszeit und Erosion knapp 1000m abgetragen worden. In die Flanken des Vulkans haben sich im Laufe der Zeit Alagnon, Cere, Jordanne, Mars und andere Flüsse tiefe Täler gegraben, in denen malerische Ortschaften liegen, die wenige Flächen im Tal sind landwirtschaftlich genutzt, an den Hängen findet man ausgedehnte Wälder, oberhalb, dort wo kein Ackerbau mehr möglich ist, liegen die Sommerweide mit den typischen Buron, den Sommerbehausungen der Hirten. Heute sind viele Buron verlassen und verfallen, die Landwirschaft kann die Bewohner des Cantal nicht mehr ernähren, der berühmte Cantal-Käse wird nur noch an wenigen Stellen produziert.
An Stelle der Landwirtschaft ist heute der Tourismus getreten, leider mit den entsprechenden Folgen. Super-Lioran, ein Wintersportort, liegt außerhalb der Saison im Dornröschenschlaf, die Skilifte verschandeln die umliegenden Hänge. Der Fuß des Puy Mary ist bequem per Auto zu erreichen, auf den höchsten Berg, dem Plomb du Cantal führt eine Kabinenseilbahn hinauf, am Wochenende ist entsprechend viel Betrieb, außerhalb der Saison und unter der Woche trifft man in den Kammlage oft stundenlang keinen Menschen
Wer die Gegend per Fuß erkunden möchte, braucht etwas Schwindelfreiheit, festes Schuhwerk und gute Kondition, der Anstieg aus dem Tal ist oft auf schmalen Wegen und nur in Serpentinen zu bewältigen, dafür kann man dann auf dem Kamm kilometerweit ohne größeren Höhenunterschied laufen.

Bundesbahn fahren ist doch immer wieder ein Erlebnis, besonders wenn man versucht vor einem langen Wochenende noch rechtzeitig aus Deutschland weg zukommen. Der Nachtzug nach Paris ist eine Woche vorher schon komplett ausgebucht, daher verkauft mir der Angestellte in Idstein ein Ticket mit 3-maligem Umsteigen in Deutschland und 3h Aufenhalt in Strasbourg. Nach dem ich zu Hause in den entsprechenden Fahrplan der SNCF geschaut habe, tausche ich das Ticket ganz schnell wieder um, der Angestellte versteht nicht warum mir die 7 Min. Zeit in Offenburg zum Umsteigen und die Tatsache, das der Zug um 20:38 der letzte nach Strasbourg ist, gar nicht behagen.

Idstein-Paris-Clermont-Ferrand -Le Lioran per Bahn

Kurz vor 18:00 fahre ich von Idstein aus Richtung Frankfurt, dort verheißen die entsprechenden Abfahrstafel nichts Gutes, rote Zahlen prangen als Verspätung hinter vielen Fernverkehrszügen. Den ICE nach Mannheim schafft die DB AG noch pünktlich aus dem Bahnhof heraus, das war es aber dann schon, der ICE bleibt irgendwo vor Biblis erst mal stehen und fährt dann mit 10 Min. Verspätung in Mannheim ein, der Zugchef verkündet voller Stolz, das man den Anschlusszug nach Basel erreicht, was ja auch leicht gesagt ist, denn der IC ist erst mal mit 45 min Verspätung in Mannheim angesagt. Irgendwann kommt dann ein um 60 min verspätete Ersatzzug für einen früheren, ausgefallen IC Richtung Basel in Mannheim an, der Zug schafft es dann so mit 35 min Verspätung in Basel anzukommen. Der Nachtzug steht schon bereit, die Schaffner lassen einen relativ früh Platz nehmen. Im Ruhesessel geht es Richtung Paris. Am nächsten Morgen geht es mit der metro zum Gare de Lyon, dort kaufe ich mir das Anschlußticket von Clermont-Ferrand bis Le Lioran. Die 5 Wagen nach Bezier befinden sich diesmal in der Mitte des Zuges. Kurz nach Nevers kommt der Schaffner herein und erklärt den Fahrgästen, das der Zug heute nicht nach Bezier fahren kann und in Clermont-Ferrand endet. Es gibt einen Ersatzzug bis nach Neussargues und die Fahrgäste Richtung St. Flour werden ab Massiac mit dem Bus weitergebracht. Der Dieseltriebwagen steht dann auch auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig bereit, in Neussargues warten der Anschlusszug schon. Um kurz vor 15:00 Uhr stehe ich dann in Le Lioran auf den Bahnsteig.

Le Lioran-Gîte d'étape Puy Mary

Es geht die Straße Richtung Super-Lioran hoch, am Font d'Alagon angekommen, stellt sich heraus, das in Super-Lioran der "Hund" begraben ist, ausser einem Restaurant sind alle Läden geschlossen, der Ort lebt nur vom Wintersport.
Man folgt der Auschilderung Font de Cere, es geht eine Asphaltstraße den Hang hinauf, nach kurzer Zeit trifft man auf die ersten Hinweisschilder auf die GR 4/400. Am Font de Cere geht es dann auf einem Forstweg den Hang weiter hinauf. Oben ankommen, folgt man einfach der Ausschilderung Puy Mary. Es geht auf einem schmalen Pfad am Hang entlang, vorbei am Gipfel des Puy de Peyre Arse. An der Breche de Rolland erwartet einen eine kleine Klettereinlage, es geht 15m runter und wieder hinauf. Die Buron d'Eylac erkennt man von oben an den vielen Sonnenschirmen. Kurz vor dem Anstieg auf den Puy Mary geht ein schmaler Trampelpfad Richtung Straße, allerdings ist der Pfad ziemlich matschig.
An der Buron besorge ich mir zwei Sandwich Jambon, bestehend aus jeweils 2 sehr dicken Scheiben Brot mit rohem Schinken, damit ist das Abendessen erst mal gesichert. Es geht weiter zum Col de Serre und dann hoch Richtung Puy Niemont. Hier gibt es dann Differenzen zwischen dem FFRP-Führer, der IGN-Karte und den Markierungen vor Ort. Der richtige Abstieg ist deutlich ausgekreuzt und als Pferdeweg ausgewiessen, nach der Karte erfolgt der Weg nach le Claux erst kurz vor dem Puy Niemont. Dort ist aber von rot/weiß Richtung Tal nichts zu sehen. Ich gehe einfach die Weide runter und finde eine Traktorspur, die in den Wald hineinführt. Dort geht es dann rechts herum um den Hang herum, bis man auf einen Weg trifft, der einen Richtung Tal führt. Auf dem Feldweg trifft man dann irgendwann auch die GR400 wieder. Die Gîte d'étape Puy Mary ist in der Karte als Lavialle eingezeichnet. Ich habe Glück, das eine Zimmer ist noch komplett leer.

Gîte d'étape Puy Mary-Le Fau

Am nächsten Morgen geht es nach dem petit déjeneur weiter Richtung le Claux, die 2. Gîte liegt direkt am Campingplatz, der Laden befindet sich am anderen Ende des Orts auf der Höhe der Kirche. Dort wird erst mal Käse, Baquette und Obst eingekauft. Es geht wieder die Straße zurück, bis zu der Kreuzung, die Richtung Gîte führt. Es geht dann rechts ab, die Straße macht einen Bogen und in der hinteren Ecke, zwischen zwei Grundstücken geht der Weg den Hang hinauf, erst durch eine Wiese, dann auf einem zugewachsenen Weg. Oben angekommen geht man an einem kleinen See vorbei und dann Richtung Fahrstraße. Dieser folgt man in den Wald hinein, an der zweiten Abzweigung geht es wieder rechts ab, die Markierung ist noch zu findet. Es geht dann auf dem abgeholzten Hang ein Stück hinauf, der Weg macht dann eine 90°-Kurve. An der Kreuzung muss man laut Karte links und dann sofort wieder rechts geht, nur das von rot/weiß nichts mehr zu sehen ist, nur noch ein einsames orange Kreuz ist zu sehen. Ich gehe den Weg hinein, nach gut 1 km zweigt ein zugewachsener Pfad links ab, diese trifft dann auf einen Bach und führt auf eine Weide. Nun geht es einfach den Hang hinauf bis man unterhalb dem Kamm auf einen schmale Pfad trifft. Diesem folgt man nach rechts, nach kurzer Zeit findet man wieder die Markierung GR400. Diese geht nach eine Spitzkehre über den Kamm und quert eine Zaun. Der Weg ist dann Richtung Falgaux ausgeschildert. Es geht über eine Kuhweide, der Weg wechselt die Kammseite und führt im großen Boden um den Rocher de l'Aygue. Unterhalb trifft man auf einen Fahrweg. Mir kommt ein französisches Paar entgegen, das sich erkundigt, ob sie den hier auf dem GR400 sind. Der Mann erzäht, das der Weg hinter der nächsten Kurve ohne Markierung an einem Gatter rechts abzweigt, nach einigen hundert Metern findet sich auch wieder eine Markierung, es geht an einer verfallenen Buron vorbei talwärts. In Le Cher Soubro geht man auf der Straße Richtung le Falgoux. Auch hier gibt es einen Laden hinter der Kirche, die Gîte ist am Ortseingang ausgeschildert. Man überquert le Mars River und geht dann auf der Straße den Hang hinauf, vorbei an dem leeren Campingplatz und der Gîte. Auf der Höhe eines kleinen Rastplatzes verlässt die GR400 die Straße, es geht durch Wald den Hang hinauf, die D 680 wird gequert. Oben angekommen verlässt die Markierung den Weg und ein schmale Pfad geht in Tal hinab. Dort muß man ohne Markierung und Weg die Talseite wechseln, man geht parallel zum Bach talabwärts, irgendwann findet sich die Markierung wieder. Der Bach wird auf zwei Paletten überschritten, dann folgt man dem Weg in den Wald hinein. Nach ca. 3 km verlässt die GR400 den Weg, es geht wieder den Hang hinauf,vorbei an le Violental, auch hier gibt es weder Markierung noch Weg. Den Gipfel des Puy Violent kann man von unten noch nicht erkennt. Einziger Anhaltspunkt ist ein Zaun weit oben. Nach dem mühsamen Aufstieg sieht man den geschotterten Weg, der Gipfel zeigt die Richtung an, in die man gehen muss. Die Markierung führt dann auch auf dem Weg entlang, bis dieser endet. Ein einsames Schild le Fau und eine Unterbrechung im Zaun geben grob die Richtung vor. Ich komme zu weit links den Hang hinunter, da keine Markierung zu sehen ist, gehe ich an einer nicht zu steilen Stelle einfach den Hang in den Wald hinunter, bis ich auf einen Weg treffe, diesem folge ich dann rechts, bis die GR400 wieder auftaucht. Dann geht es in den Ort hinunter. Die Gîte communal befindet sich unterhalb der Auberge, der Verwalter M. Laporte wohnt im Haus hinter der Kirche. Da die Tour recht anstregend war und ich keine Lust auf Kochen habe, gehe ich in der Auberge essen.

Le Fau-Mandailles

Am nächsten Morgen geht es auf der Straße von le Fau aus durch la Bastide das Tal hinauf. An einer Spitzkurve verlässt die GR400 die Straße und führt auf einem breiten Forstweg durch den Wald. Der Weg geht nach ca. 2 km rechts den Hang hinauf, man muss links den Bach queren und dann auf einem feuchten Weg weiter durch den Wald bis an den Rand der Wiese. Den Hang muss man wieder ohne Markierung und Weg ersteigen, unterhalb des Kamms sieht man wieder einen Viehzaun, auf der Höhe verläuft auch der Pfad zum Col de Redondet. Kurz vor dem Col kann man auf einem schmalen Pfad nach links la Chapeloune auf der Nordseite umgehen. Nun geht es die D17 ein Stück entlang, zwischen la Roche Noir und Puy Mary geht ein Weg steil von der Straße weg, anschließend führt er südlich um den Puy Mary herum. Nun geht es den bekannten Weg über den Col de Cabre. Dort zweigt eine Variante nach Mandailles ab. Erst geht auf eine schmalen Pfad den Hang hinunter, der Weg wird dann breiter und verschwindet im Wald. Nach einiger Zeit trifft man auf den Straße ins Jordanne-Tal, dort geht die GR400 bis zur Jordanne, an einer relativ flachen Stelle quert man den Fluss und geht dann Richtung Liadouze. Die Gîte liegt direkt am Weg, ist aber noch geschlossen, daher laufe ich nach Mandailles und besorge mir meine Abendessen. Die Gîte ist im Gegensatz zu den vorherigen Tage recht gut belegt, man merkt das es Wochenende ist.

Mandailles-Super-Lioran

Morgens geht es nach dem petit déjeneuer, das in Wirklichkeit ein richtiges Frühstück ist, wieder nach Mandailles. Dort führt ein PR (grün markiert) den Hang hinauf, erst auf einem Fahrweg, dann auf einem überfluteten Weg. Der Weg wird schmaler und führt durch gelb blühenden Ginster. An einer Wiese muss man acht passen, das entsprechende Schild hängt ziemlich versteckt in einer Baumgruppe. An der Waldgrenze fehlt dann wieder die Markierung. Ich halte mich an die Karte, überquere den Bach und umgehe die Waldspitze. Dann geht es einfach den Hang hinauf bis man auf eine Weg trifft. Dieser geht links in den Wald hinein und trifft nach dem Durchqueren des Waldes auf einen schmalen Pfad, dem man nach rechts folgt. Hinter einem Zaun geht ein Pfad den Hang hinauf, diesen folgt man. Unterhalb le Piquet trifft man wieder auf den PR. Kurz danach steht man wieder auf der GR400. Jetzt sind es nach 160 Höhenmeter bis zum Gipfel des Puy Chavaroche. Auf dem Gipfel stehen zwei große Steinhaufen, die man schon von weitem erkennt. Der Weg führt dann weiter Richtung Col de Redondet. Dort folgt man dem Weg vom Vortag bis zum Col de Cabre und nach Super Lioran. Die Buron Font du Cere hat geschlossen, dafür gibt es in der Ferienanlage Val Brive eine Gîte, das ganze Teil erinnert mich stark an die Aufenthalte in dem Landschulheim der Stadt Frankfurt, aber die Duschen sind heiß und die Unterkunft ist preiswert und sauber. Ich gehe dann nach Super-Lioran und "überfalle" den einzigen Geldautomaten. Das Restaurant am Font d'Alagon hat geöffnet, also wird dort eine Kleinigkeit gegessen.

Super-Lioran-Gîte le Clou

Nach einem ausgiebigen Frühstück in Restaurant der VAL geht es wieder Richtung Font de Cere und den Hang hinauf. Der Zuckerhut des Puy Griou ist unübersehbar. Die GR400 führt unterhalb in den Wald hinein, der Weg ist recht breit und bequem zu gehen. Ohne nennenswerten Höhenunterschied geht bis zum Col de Pertus. Dort quert man die Straße, dann erfolgt der Anstieg Richtung l'Elanceze. Am Wegrand gibt es zwei gemauert Gruben, dazu später mehr. Unterhalb des Gipfels kommt der Weg aus dem Wald, der Weg führt hier schon talwärts. Ich gehe auf dem Gipfel und mache dort Mittag. Dann geht es über ein PR Richtung le Courpou Sauvage und dann den Hang hinunter. Die Cascade de Faillitoux sieht man schon weitem. Dort stürzt der Bach über eine 30m hohe Basaltkante herunter. Hier findet sich auch wieder rot/weiß als Markierung. Es geht nochmals den Hang zum Col du Lagat hinauf, danach quert man eine Viehweide und trifft auf einen asphaltierten Weg, dem man nach links folgt. Zuerst kommt man an der Gîte d'étape Trielle vorbei, etwa 1.5km weiter liegt eine zweite Gîte, le Clou. Da ich im Internet die Homepage von Trielle gefunden habe, ziehe ich le Clou vor, eine richtige Entscheidung. Die Gîte wird von einem Holländer, Harry betreiben. Ich dusche mich und gehe noch nach Thiezac herunter und schaue mir die Kirche an. Es zieht sich zum und fängt an zu Gewittern, ich verziehe mich solange in eine Bar und trinke einen Milchkaffee.
Als Abendessen gibt es verschiedene Sorten Pizza und als Nachtisch einen Riesenwindbeutel. Harry erzählt, das sich die Bauern über die vielen Wanderer beschwert haben und deshalb die Route jetzt direkt von l'Elanceze ins Tal führt. Die ominösen Gruben am Col de Pertus sind Wolfsgruben, früher warf man etwas Fleisch rein, die Wölfe sind hinein gesprungen und sind dann gegen Geld auf Jahrmärkten gezeigt worden.

Gîte le Clou-Lioran

Morgens erzählt mir Harry, das im Laufe des Tages das Wetter schlechter werden soll, die Wolken lassen auch nichts Gutes verheißen. Daher gehe ich hinter Thiezac nicht die GR400 den Hang hinauf, sondern laufe auf der schmalen Straße hinter La Font Richtung St. Jacques le Blat. Dort führt wieder ein PR Richtung Font de Cere. Je näher ich Super Lioran komme, desto dunkler werden die Wolken, der Wind frischt merklich auf. Die Seilbahn auf den Plomb de Cantal hat wegen des Windes schon ihren Betrieb einstellen müssen. Ich laufe zum Bahnhof runter, kaum bin ich im Gebäude, geht das Unwetter auch los, es regnet und stürmt. Da noch ein Zug nach Paris fährt, beschließe ich die Tour in Lioran zu beenden und mache mich dann via Clermont-Ferrand, Paris und Strasbourg auf den Heimweg.