Die Tour du Mont Blanc führt auf ca. 180km um Europas höchstes Bergmassiv herum durch drei Länder: Frankreich, Italien und die Schweiz. Der Rundweg wurde in den 50er Jahren durchgehend markiert und ist ein Klassiker. Es wechseln sich auf der Tour du Mont Blanc immer wieder gemütliche Talwege mit Aufstiegen auf über 2500m hohe Pässe und Blicke auf die höchsten Gipfel Europas ab.
Nachteilig ist, das immer mehr kommerzielle Veranstalter diese Tour für sich entdeckt haben, mit der Folge das Plätze in den Refuges teilweise knapp werden können. Wer kann sollte daher die Tour du Mont Blanc zu den Hauptreisezeiten meiden oder ein Zelt mitnehmen, damit ist man unabhängig. Nachkaufen von Provinat stellt kein Problem dar, man hat alle 2-3 Tage die Möglichkeit in den Orten einzukaufen, Wasser gibt es meistens an den Hütten, auf dem gemeinsamen Teilstück mit der GR5 sind zwei Biwackplätze mit Quellen bzw. mit Sanitäranlagen eingerichtet.

Vallorcine-Chalet de la Flégere

Abfahrt nach Koblenz über Limburg/Lahn. Der CNL hat wegen "Personenschaden" in Holland erst mal 2 Stunden Verspätung, allerdings kommt der Liegewagen nach Basel mit einem anderen Nachtzug aus Dortmund, so das man wenigstens schlafen kann. Morgens ist das Personal des CNL völlig überfordert, irgendwelche Auskünfte zu den verpassten Anschlusszügen in Basel zu geben. In der Schweiz fahren die IR im Stundentakt, so dass sich die Verspätung in Grenzen hält.
In Martigny angekommen, heißt es in den Mont-Blanc-Express umsteigen, einer Mischung aus Straßenbahn und Zahnradbahn. Die Bahn kriecht langsam den Berg hinauf, in Chatêlard muß man noch mal umsteigen, hier befördert einen die SNCF eine Station weiter bis zum Gare international Vallorcine;-).
Am Bahnhof quert man die Gleise und geht das Tal über Wiesen hinauf, vorbei am Zeltplatz les Montets. Kurz vor dem Naturschutzzentrum quert man die Straße, die Tour du Mont Blanc führt erst ein Stück den Lehrpfad entlang, dann geht es in Serpentinen den Hang hinauf auf den Grand Balcon du Sud, dem Panoramaweg. Es geht bis zum Chalet de la Flégere, das mit 30 Personen für einen Wochenende recht moderat besetzt ist. Zwischen einigen Franzosen und dem Hüttenwirt gibt es Streit, da das Wasser zum Abendessen aus Flaschen kommt und bezahlt werden soll. Dafür bekommt man einen Bilderbuchsonnenuntergang, die ganze schneebedeckte Bergkette wird in rotes Licht gedeckt, meine Kamera beschließt just in dem Augenblick zu 400gr Ballast zu mutieren.....

Chalet de la Flégere-Bionassay

Am nächsten Morgen gibt es um 6:30 Frühstück, um 7:00 geht es dann weiter Richtung Planpraz. Der Weg ist Teil des heute stattfindenden Chamonix Marathon, am Planpraz wird fleißig für das Ereigniss aufgebaut. Es geht den Hang hinauf zum Col du Brévent, dort trifft die Tour du Mont-Blanc auf die GR5, die zusammen bis zum Croix du Col du Bonhomme führen. Der Weg zum Gipfel des Brévent ist dann alpiner, es geht über Geröllfelder und Felsen auf 2525 Meter ü. NN., kurz vor dem eigentlichen Gipfel muss man über etwas Schnee laufen, der völlig sulzig ist. Da von Planpraz eine Seilbahn zum Gipfel hochfährt, erwarten einen oben die entsprechenden Tagestouristen. Der Abstieg erfolgt Richtung Refuge de Bel Lachat, später geht es dann in den Wald hinein, der Schatten ist angenehm, da die Sonne recht kräftig scheint. In la Griaz überquert man die l'Arve und die N205, es geht rechts die Dorfstraße lang, hinter der Seilbahnstation les Houches-Bellevue geht es dann den Hang hinauf bis zum Col de Voza. Dort quert man die Schienen der Tramway du Mont Blanc, die bis zum Nid d'Aigle fährt. Vorbei an der Refuge Fioux geht es nach Bionassay, dort gibt es eine Gîte d'étape. In der Gîte treffen ich auf ein Berner Ehepaar, das 7 Wochen Urlaub hat und diese damit verbringen möchte vom Genfer See bis Nizza auf der GR5 zu laufen.

Bionassay-Chalet-Refuge des Mottets

Am nächsten Morgen versteckt sich die Sonne noch hinter dem Mont-Blanc Massiv, es geht erst in das Flusstal hinab, dann wieder den Hang hinauf nach Champel, direkt am Ortseingang geht der Weg nach Gruvaz ab, am Parkplatz zur Gorge de la Gruvaz trifft man wieder auf die Tour du Mont-Blanc. Sie geht in das Tal der Bon Nant. Die Tour du Mont-Blanc" geht erst auf der linken Flussseite am Hang entlang, man quert den Fluss erneut, nach 1km geht ein Weg hinauf in das Zentrum von les Contamines-Montjoie, dort gibt es neben zwei Supermärkten einen Metzger und Bäcker zum Einkaufen für Selbstverpfleger. Der Weg verläuft bis zur Notre Dame de la Gorge ohne größere Steigung, dann geht es über eine alte Römerstraße hoch, vorbei an der Pont Naturel. Kurze Zeit später trifft man auf den Weiler Nant Borrant, bestehend aus einer Buvette und einer Refuge. Etwas weiter oben gibt es einen offiziellen Biwakplatz für GR5-Wanderer. Vorbei an der Prise d'eau geht der Weg weiter aufwärts, oben sieht man schon die Refuge la Balme liegen, hier gibt es neben öffentlichen Toiletten ebenfalls ein Biwakplatz. Der Weg wird schmal und geht das Tal weiter hinauf, vorbei an einem Tumulus als Erinnerung an eine im Schneesturm erfroren englische Dame hoch zum Col du Bonhomme. Hier steht eine winzige Schutzhütte, der Wind fegt über den Pass. Der restliche Aufstieg zum Col de la Croix du Bonhomme wird dann wieder alpin, die Felsen liegen chaotisch durcheinander. Oben angekommen hat man die Alternative an der Refuge du Col de la Croix du Bonhomme vorbei nach la Chapieux abzusteigen oder noch 200m höher über den Col des Fours ins Nachbartal absteigen. Der Weg über den Col führt um die Jahreszeit teilweise über Schneefelder, die durch die Mittagsonne wieder sulzig sind. In der Ferne sieht man schon die Alm les Tuts, die Markierungen lassen auf dem Wegabschnitt etwas zu wünschen übrig. Der Weg geht erst über Schotterfelder abwärts, dann quert man mehrere Bäche, an der Alm geht dann ein Feldweg ins Tal, die Alm ist wie viele verfallen. In Ville des Glacier, einer gigantischen Ansammlung von nicht mehr als 10 Gebäuden quert man den Torrent du Glaciers, der um diese Jahreszeit seinem Namen alle Ehre macht, das Rauschen begleitet einem durch das ganze Tal hinauf zur Chalet-Refuge des Mottets. Die Refuge besteht aus einem Wirtschaftgebäude und zwei riesigen Schlafsälen. Nach und nach treffen immer mehr Wanderer ein, dabei sind einige organisierte Gruppen, auffällig viele davon sind mit reichlich Blasenpflaster versehen. Positiv an les Mottets ist, das Essen kommt in grossen Töpfen auf den Tisch, eindeutiger Vorteil für mich ;-)

Chalet-Refuge des Mottets-Refugio Elena

Um dem Chaos am nächsten Morgen aus dem Weg zu gehen, verlasse ich die Refuge um 5:00, außer dem Rauschen des Torrent du Glaciers hört man nicht, auf dem Col de la Seigne kündigt sich schlechtes Wetter an, im Tal hängen Wolken, ab hier läuft man auf italienischem Gebiet. Der Weg zur Refugio Elisabette Soldini führt durch ein Hochtal, an der Hütte geht es auf dem Fahrweg wieder in Serpentien hinab in das nächste Hochtal des Lac de Combal. Es beginnt zu nieseln, der Wind treibt die Wolken ins Tal. Daher bleibe ich auf der Straße, die an der Endmoräne des Glacier du Miage langführt. Unten an der Schranke steht ein großen Schild, auf dem erklärt wird, das die Straße wegen Erdrutsch- und Steinschlaggefahr gesperrt ist und Wanderer bei starken Regen schnell den Weg passieren sollen. Vor Courmayeur trifft man dann auf das italienische Ende des Mont-Blanc-Tunnel, einer einzigen Baustelle, damit der Verkehr nicht weiter an Courmayeur vorbei fließt, wird ein Tunnel und eine Brücke gebaut, die Doire bekommt ein neues Flussbett. Am Ortseingang von la Saxe kann man im Supermarkt seine Vorräte auffüllen, dann geht es durch Villair das Val Sapin ein Stück hinauf, hinter einer Brücke führt die Tour du Mont-Blanc auf einem alten Pfad steil hinauf zur Refugio Bertonne . Dort versuchen 3 Bauarbeiter den schmalen Pfad nach Leuchey vom Abrutschen abzuhalten. Die Tour du Mont-Blanc führt über den Col Sapin, ich laufen nach Leuchey, einer ebenfalls verfallenen Alm, dort ist der Weg zur Refugio Bonatti wegen einer Weide gesperrt, die anwesenden Rinder und Kühe erheben aber kein Einspruch. An der Alm La Lèche sind wieder Arbeiter damit beschäftigt, den Weg zu befestigen, der Hang ist an weiteren Stellen abgerutscht. Hinter der Alm Séchéron trifft man wieder auf die Tour du Mont-Blanc, es geht den Hang runter zur Fahrstraße nach Arnuva, dem Ende des Val Ferret. Dort muss man den Fahrweg zur Refugio Elena hinauf, der Trampelpfad ist auch wegen abgerutschtem Hang gesperrt. Kurz nach dem ich auf der Hütte eintreffe, fängt es an zu schütten. Die Hütte ist auch recht gut belegt, das Essen ist etwas einfallslos, die Mitarbeiter etwas sehr muffelig.

Refugio Elena-Champex d'en Haut

Am nächsten Morgen scheint die Sonne wieder, der Aufstieg zum Grand Col Ferret verläuft im Schatten, oben auf dem Pass kann man sich in der Sonne aufwärmen, es ist relativ windstill. Auf dem Pass verlässt man Italien, ab hier ist die Tour du Mont-Blanc mit einem gelben Karo markiert. Auf einem schmalen Pfad geht es durch Wiesen hinab zur Alm la Peule, dann folgt man dem Fahrweg nach Ferret, dort geht es am linken Ufer der Drance nach Fouly. Der Weg geht an der linken Talseite entlang weiter abwärts nach Praz le Fort. Dort wechselt man die Talseite, durch Wiesen und Äcker bis Issert. Die Tour du Mont-Blanc geht links den Hang hinauf nach Champex, vorbei an dem Lac de Champex, die Gîte in Champex d'en Haut ist wie ein Grand Hotel ausgeschildert, allerdings schneidet sie von den ganzen Hütten am schlechtesten ab, die Griessuppe ist geschmacktsneutral, die Nudel halbkalt und Ananasringe als Dessert zeugt nicht von Haute Cuisine.

Champex d'en Haut-Col de la Forclaz

Die ganze Nacht hat es wie aus Eimern geschüttet, am Morgen sieht das Wetter auch nicht besser aus, damit fällt die Tour du Mont-Blanc-Variante über das Fenêtre d'Arpette aus, der Weg zu Alm Bovine geht erst über eine Fahrstraße hinauf, die an diversen Stellen schon durch den abrutschenden Hang in Mitleidenschaft gezogen ist, der Weg wird nach la Jure schmal, schlammig und zugewachsen, zusätzlich regnet es, man geht in den Wolken. Die Alm hört man eigentlich mehr durch den Dieselgenerator als das man sie sieht, auf der Weide stehen zwei Esel, die sich bei dem Wetter auch nicht sonderlich wohl zu fühlen scheinen. Am höchsten Punkt, Portalo zieht ein Schweizer Forstarbeiter fluchend den Hang herab, seine automatische Sense hat auch keine Lust mehr, bei dem Wetter zu arbeiten. Der Weg bis nach la Fortclaz ist frei geschnitten, was aber nichts mehr ausmacht, die Hose ist nass und der Matsch ist bereits über Kniehöhe angekommen.
Am Col de la Forclaz sieht das Wetter auch nicht besser aus, der Col de Balme ist auch in Wolken eingetaucht und der Postbus nach Martigny kommt gerade, daher fällt die Entscheidung nicht schwer, die Tour hier 10km vor dem eigentlichen Ende abzubrechen und die Heimreise anzutreten.